„Ein Hechtloch“, sagt Skipper Dieter Gerdes und deutet Richtung Ufer. Nahe Schloss Klink wimmelt es von kleinen Booten, in denen regungslos Angler sitzen. Die Müritz ist dort um die 20 Meter tief, ein Platz für Hechte. Ansonsten gibt es im „Kleinen Meer“ (vom slawischen Wort morcze) Mecklenburgs tückische Untiefen. Man hält sich besser strikt an die roten und grünen Fahrwassertonnen.

Die durchschnittliche Tiefe der Müritz beträgt nur sechs Meter, doch besonders in den Bereichen des Ostufers ist der See sehr flach und oftmals nur gut einen Meter tief. Bei auffrischendem Wind führt dies zu einem steilen und kurzen Wellengang mit Wellen von einem Meter Höhe und mehr. Vor allem kleinere Wasserfahrzeuge sind kentergefährdet und sollten besser einen Hafen anlaufen.

Bei einem Hochdruck über Mitteleuropa weht der Wind über der Müritz meist mäßig aus Süd oder Südost. Schwächt sich das Hoch ab, folgt eine westliche Windströmung, die im Herbst und Winter stark bis stürmisch werden kann. Über die weite Wasserfläche kann der Wind erheblich an Stärke zunehmen.

Die Müritz hat durch ihre besondere Form im Grunde lediglich ein Ost- und ein Westufer. Bei einem Chartertörn auf der Müritz entlang dem Ufer wechseln sich Wiesen, kleine Wälder und Felder auf kleinen Hügeln am Westufer mit einem Teil des Nationalparks mit Feuchtgebüschen und Schilfrohrzonen sowie Kiefernwäldern am Ostufer ab. Für Ausflüge an Land bietet sich die größte Stadt an der Müritz, Waren (Müritz) besonders an, doch auch die kleineren Orte Rechlin, Vipperow, Priborn, Ludorf, Röbel/Müritz, Gotthun, Groß Kelle, Sietow und Klink lohnen einen kurzen Landgang. Rund um den See gibt es einige Campingplätze sowie Ferienwohnungen, Pensionen, Bauernhöfe und Hotels.

Wer auf seinem Chartertörn gern einmal Rast machen möchte, kann dies vor allem in der Marina Müritz im Claassee (erreichbar durch einen 170 Meter langen schleusen- und brückenlosen Stichkanal von der Müritz aus) oder in der Marina Eldenburg (bei km 148 in der Müritz-Elde-Wasserstraße) tun. Die Marina Müritz liegt wind- und schwellgeschützt, was ein Ein- und Auslaufen zu jeder Zeit ermöglicht. Alle Stege haben Strom- und Wasseranschlüsse, Internet ist über die marinaeigenen W-LAN-Hotspots verfügbar. Auch eine Tankstelle sowie zwei Kräne sind vor Ort. Das große Hafenhaus verfügt über sanitäre Anlagen und eine Waschküche; ein kleiner Lebensmittelkiosk sowie das Captain’s Inn sorgen für die Verpflegung. Im angrenzenden Hafendorf finden sich zudem einige Unterkünfte. Die Marina Eldenburg ist ein wenig kleiner. Sie hat lediglich 49 dafür sehr moderne Liegeplätze an einer Alu-Schwimmsteganlage. Im Hafenbistro gibt es Brötchen und Lebensmittel. Beide Marinas verfügen über einen Trailerabstellplatz, eine Winterlager-Möglichkeit, Reparatur-Möglichkeiten, einen Boots- sowie einen Fahrradverleih.

Seen, Flüsse und Kanäle rund um die Müritz

Wer sich überlegt, auf der Müritz eine Yacht zu chartern, hat vielfältige Reisemöglichkeiten auf dem Wasser. Nicht nur das Ufer um die Müritz herum ist schön anzusehen, auch die zahlreichen angrenzenden Wasserwege können erkundet werden. Mit allen erreichbaren Nebenrouten könnten Chartercrews etwa 2.500 Kilometer zurücklegen. Die für Motorboote gesperrten Gewässer des Müritz- Nationalparks, wo Adler, Fischreiher, Otter und Biber nicht gestört werden dürfen, sind in der Menge nicht inbegriffen.

Mittelpunkt der Seenplatte ist Waren im Norden. Kaum eine Stadt hat sich nach der Wende so prächtig entwickelt. Alter Markt, Neuer Markt und der Stadthafen erhielten ein neues Gesicht, die Gastronomie blühte auf. Auf vier Einwohner kommt heute ein Restaurantplatz. Von Waren aus erreichen Wasserwanderer bequem die anderen „Oberseen“ - Fleesensee, Kölpingsee, Plauer See.

Die Müritz-Elde-Wasserstraße, eine Bundeswasserstraße und Verbindung zwischen der Elbe und der Mecklenburgischen Seenplatte, wird heute in erster Linie von Sport- und Ausflugsbooten genutzt. Über die Müritz-Elde-Wasserstraße kann man bis nach Schwerin oder Hamburg fahren. Sie beginnt (mit km 0,0) mit dem Abzweig aus der Elbe bei Dömitz, fließt weiter bis zur Mündung in die Störwasserstraße (km 56,7) und führt dann weiter über Plau am See durch den Plauer See und die Müritz bis zur Müritz-Havel-Wasserstraße (km 175,5). Das Ende der Müritz-Elde-Wasserstraße ist bei km 183,8 in der Ortschaft Buchholz (bei Röbel) am Müritzarm festgelegt.

Die Schleusen sind zunächst die größte Sorge von Freizeitkapitänen auf Charteryachten. Bloß nicht mit der schwimmenden Ferienwohnung gegen das Schleusentor brummen! Wer sein Boot von der Marina Claassee südwärts steuert, sammelt jedoch bald reichlich Erfahrung. Denn in der Kleinseenplatte südöstlich der Müritz gibt es genug davon. An der Schleuse Mirow ist die Ferien-Crew noch nicht eingespielt, Schleuse Diemitz geht kaum noch an die Nerven, und schon Schleuse Canow klappt fast perfekt.

Das Kleinseengebiet zwischen Müritz, Neustrelitz und Rheinsberg ist ein Labyrinth aus schmalen Rinnseen, runden Flachseen und kurzen Stichkanälen. Am Ufer zumeist Wald, Wiesen und Sümpfe, nur wenige Siedlungen, manchmal hölzerne Pfahlbau-Bootshäuser, weit und breit keine Industrie. Hinter dem winzigen Sumpfsee geht die Fahrt durch ein längeres Kanalstück der Müritz-Havel-Wasserstraße zum Mirower See, dann in ein Gewirr aus Gewässern wie Zotzensee, Mössensee, Labussee, Canower See, Großer Pälitzsee. Irgendwann muss der Steuermann entscheiden, ob er nach Schloss Rheinsberg oder nach Neustrelitz mit den "Götteralleen" will.

Der Mirower See ist auch Dorado für Kanuwanderer und Paddler. Bootsvermieter bieten geführte Trekking-Touren an. Die Kanus dürfen bis in den Nationalpark – selbstverständlich nur auf festgelegten Routen. Übernachtet wird auf Campingplätzen. Wer lieber im „richtigen“ Bett schläft, kann am Ferienpark Mirow oder beim Ferienpark am Ellbogensee anlegen.

Original-Artikel: Klaus Thiele